Der europäische Baustil der Renaissance hat im 16. und 17. Jahrhundert im Weserraum eine besondere Ausprägung erfahren. Kaum irgendwo sonst in Mitteleuropa wurden in dieser Zeit so viele Renaissancebauten errichtet wie im Weserraum. Besonders an der mittleren und oberen Weser drängen sich die Bauten. Sie sind zum großen Teil erhalten und prägen noch heute die Landschaft.
Start / Ziel: Hann. Münden / Bremen
Länge: 400 km
Eigenschaft: PKW-Route
Eine Voraussetzung für die rege Bautätigkeit zwischen 1520 und 1620 ist die wirtschaftliche Blüte dieser Zeit. Westlich und östlich der Weser werden vom Adel und den Landesherren viele Schlösser neu erbaut oder alte durchgreifend umgestaltet. überall in Stadt und Land errichten Bürger und Bauern prachtvolle Rathäuser, Wohnhäuser und Gehöfte als Steinbauten oder in Fachwerkbauweise. Im Bauen drückt sich nicht nur der Wohlstand, sondern auch Macht und Bildung aus.
Reiche Kaufleute und Handelsherren bemühen sich, ihren Reichtum und ihre Bedeutung durch große und prächtig verzierte Bauten zu demonstrieren, so wie sie dies auf ihren Handelsreisen in Flandern oder in Italien kennengelernt haben.
Bevor der Dreißigjährige Krieg (1618 -1648) die Entwicklung hart abbricht und das Land weithin verödet, blühen Wirtschaft und Kultur im Windschatten der politischen Ereignisse in Europa. Das im Weserraum geerntete Getreide läßt sich mit großem Gewinn in andere europäische Länder verkaufen, die von Kriegswirren und Mißernten geplagt sind.
Die Bautätigkeit im Weserraum ist zur Zeit der Weserrenaissance so stark, daß sie auch Bauhandwerker und bedeutende Baumeister aus an-deren deutschen Landen anzieht. Mehr als zwanzig Baumeister der Renaissancearchitektur im Weserraum sind mit Namen und Herkunft durch ihre Meisterzeichen an den Bauten und durch Dokumente in den Archiven bekannt.
So ist es beinah selbstverständlich, daß die Bauweise der Weserrenaissance nicht aus einer isolierten regionalen Tradition entsteht, sondern die europäischen Kulturbeziehungen ihrer Zeit spiegelt. Andererseits gibt es auffallende bauliche Gestaltungsmittel, wie z. B. die sogenannten "Welschen Giebel" oder die "Utlucht", ein vom Erdboden ausgehender, erkerartiger Vorbau. Diese baulichen Mittel treten im Weserraum auf als anderswo und sie prägen das Bild der Weserrenaissance.
Wegen der Fülle der Bauten ist die Route in drei Teile geteilt, einen südlichen von Hann. Münden bis Höxter und Blomberg, einen mittleren von Blomberg bis Hameln, einen nördlichen von Hameln bis Bremen. Die einzelnen Bauten lassen sich in einer geschlossenen Rundreise abfahren, so muß es aber und sollte vielleicht auch nicht sein. Je nach seinem Ausgangsort mag der Besucher seinen eigenen Weg wählen, je nach seinen Interessen auch die Objekte ansteuern, die er bevorzugt besuchen möchte.
Es ist keine Frage, daß der Besuch der Bauten der Weserrenaissance, deren Wert in weiten Teilen der Bevölkerung noch viel zu wenig bekannt ist, und die weitere Beschäftigung mit diesen Zeugnissen einer großen Vergangenheit einen persönlichen Gewinn und eine echte Bereicherung bringen kann.
Radwege zur Weserrenaissance, Spiralo, Bielefelder Verlagsanstalt
"Die schönsten Radtouren im Weserbergland", ISBN 3-87073-148-6, Bielefelder Verlagsanstalt (in unserem Kartenshop unter "Bücher")
"Straße der Weserrenaissance", ISBN 3-87585-133-1, Verlag C.W.Niemeyer, Hameln